Letzten Samstag wurde im Rahmen der Agrarmesse in Klagenfurt die Jahreshauptversammlung des Kärntner Almwirtschaftsvereins abgehalten. Dabei konnte man auf ein sehr ereignisreiches Jahr zurückblicken. Nach dem Bekanntwerden des sogenannten „Kuhurteils“ aus Tirol konnte unter Mithilfe der Bundespolitik mit der Ergänzung des § 1320 im ABGB eine rechtliche Besserstellung für die Almbewirtschafter erzielt werden. Seitens des Landes Kärnten wurde als zusätzliche Sicherstellung eine Tierhalter – Haftpflichtversicherung für alle Alm- und Heimweideflächen abgeschlossen, die aus Mitteln des Tourismusreferates finanziert wird.
Dipl.Ing. Markus Fischer, Geschäftsführer der Almwirtschaft Österreich, stellte die neue Marke „VON DER ALM“ vor, die von der Almwirtschaft Österreich gemeinsam mit der AMA Marketing erarbeitet wurde. „Wo Alm draufsteht soll auch Alm darin sein“ ist dabei ein wichtiger Grundsatz. Das neue Logo soll den Konsumenten ermöglichen, „echte“ Lebensmittel von der Alm zu erkennen. Ziel ist es, für die qualitativ hochwertigen Lebensmittel gealpter Tiere (Milch und Fleisch) auch tatsächlich eine bessere Wertschöpfung zu erzielen. Zwei Almsennereien in Kärnten haben 2019 bereits am Pilotversuch bei der Vermarktung ihrer Milchprodukte teilgenommen, heuer wird versucht im Fleischbereich Absatzwege zu finden. Dies wäre speziell für Kärntens Almbewirtschafter von wichtiger Bedeutung, da der Anteil an gealpten Mutterkühen, Ochsen und Kalbinnen besonders hoch ist. Eine bessere Vermarktungsmöglichkeit wäre auch ein zusätzlicher Anreiz, wieder mehr Tiere aufzutreiben und damit den jährlichen Rückgang der Auftriebszahlen zu stoppen.
Der seitens des Landes Kärnten neu bestellte Wolfsbeauftragte Roman Kirnbauer berichtete über die richtige Vorgangsweise bei Verdacht auf Großraubwild (siehe Infoblatt auf der Homepage www.almwirtschaft-ktn.at) und berichtete über die Schadensabwicklung des im abgelaufenen Jahr eingerichteten Wildschadensfonds. Die größten Schäden auf den Almen verursachte im Jahr 2019 der Bär – so wurden z.B. auf der Poludnig Alm im Gailtal 20%(!) der aufgetriebenen Schafe gerissen.
Schutzgemeinschaftsobmann Leonhard Ebner berichtete über die aktuelle Entwicklung in den beiden Schutzgebieten Nationalpark Hohe Tauern und Biosphärenpark Nockberge. Momentan wird gerade von einer Arbeitsgruppe an der Überarbeitung des Nationalparkgesetzes gearbeitet.
Landesschulinspektor Dipl. HLFL – Ing. Alfred Altersberger referierte über die almwirtschaftliche Ausbildung in den Kärntner Landwirtschaftsschulen. Seit mehreren Jahren werden für die Schüler/innen auf der landeseigenen Litzlhofalm schwerpunktmäßig Praxiskurse angeboten. Auch konnten auf der „Landesalm“ bereits einige wichtige Investitionen abgeschlossen werden.
Ebenfalls wurde, mittlerweile schon traditionell, der Landesalmwandertag 2020 vorgestellt, der am 18. Juli auf die Tscheltscher Alm in der Gemeinde Lesachtal führt. Bürgermeister Johann Windbichler, Almobmann Hans Unterguggenberger und Vorstandsmitglied Hans Hofer stellten – umrahmt durch den Gemischten Chor Liesing – die Gemeinde Lesachtal und die höchstgelegene Alm in der Region sehr eindrucksvoll vor.
Einer der Höhepunkte war aber wohl die erstmalige Veröffentlichung der vom Kärntner Almwirtschaftsverein in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage zum Thema Wolf, die vom Geschäftsführer des Market Institutes Dr. Werner Beutelmeier persönlich präsentiert wurde. Dabei wurden rund 1000 Personen in Kärnten und Osttirol befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: 51% sprechen sich für die Erlegung von Risikowölfen aus, 31% sind nicht dafür und 18% haben dazu keine Meinung. Weiters fürchtet mehr als die Hälfte das Almvieh nicht geschützt und Almen zur Erholung nicht mehr betreten werden können. Auch wenn es in gesamten Bundesland im letzten Jahr keinen Anstieg der Übergriffe gegeben hat, ist es aufgrund der Entwicklungen rund um Österreich nur eine Frage der Zeit, wo Wölfe auftauchen und Schäden Anrichten. Man ist sich einig, daß man im Anlassfall schnelle Maßnahmen ergreifen können muss.
LK – Präsident Ing. Johann Mößler und Bundesobmann Ing. Erich Schwärzler bedankten sich in ihren Grußworten für die vielfältigen Leistungen der Almbäuerinnen und Almbauern. In der neuen Programmperiode bräuchten die Almbewirtschafter vor allem aber noch mehr Sicherheit, vor allem was die Ermittlung der Almfutterfläche betrifft.
Eine große Ehre war für uns die Teilnahme der Bundesministerin Elisabeth Köstinger an der Vollversammlung, die in ihren Grußworten größtmögliche Unterstützung im Hinblick auf die bevorstehenden Verhandlungen zur gemeinsamen Agrarpolitik in der nächsten Programmperiode zusicherte. Es werde zwar schwierige Verhandlungen geben, sollte der Finanzrahmen auf europäischer Ebene tatsächlich gekürzt werden, werde es einen nationalen Ausgleich dafür geben.
Fotos: KAV,BMNT