Die Erfahrungen aus dem Sommer 2020 sowie aus der heurigen Wintersaison zeigen, dass es – auch Corona-bedingt – immer mehr Menschen für Freizeit und Urlaub in die Natur und in alpines Gelände zieht. Auch Konfliktsituationen haben daher in letzter Zeit zugenommen. Für die heurige Almsaison wird ebenfalls mit einem sehr starken Aufkommen an Gästen, Wanderern und Freizeitsportlern gerechnet. Eine steigende Freizeitnutzung, die den Druck auf die traditionelle Almwirtschaft erhöht. Landesrat Martin Gruber, LK-Präsident Johann Mößler und Almwirtschaftsvereins-Obmann Josef Obweger rufen daher gemeinsam zu mehr Respekt und Rücksichtnahme auf. „Nur so kann es weiterhin ein gutes Miteinander von Almwirtschaft sowie Tourismus- und Freizeitwirtschaft geben“, sagen sie unisono.

 

Neue Plattform für Alm-Besucher: „Respektiere deine Grenzen“

Die traditionelle Almwirtschaft trägt in Kärnten bei rund 4.000 landwirtschaftlichen Betrieben zum Einkommen bei und ist gleichzeitig ein enormer Tourismusfaktor. „Die Alm ist nicht nur Erholungsraum, sondern Arbeitsplatz für die Almbauern und Lebensraum für Wild- und Nutztiere. Dafür braucht es mehr Rücksichtnahme und auch Bewusstsein in der Bevölkerung“, sagt Agrarlandesrat Martin Gruber. Informieren will er deshalb über die Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ sowie eine entsprechende Plattform, die dazu gerade entsteht. Die Kampagne wurde von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen und wird seitdem erfolgreich in Salzburg, Niederösterreich und Oberösterreich, der Schweiz, Liechtenstein sowie in Bayern umgesetzt. In Kärnten will man den Bekanntheitsgrad der Aktion nun ebenfalls nutzen und so breit über das richtige Verhalten auf Almen oder im Wald informieren. Sommer wie Winter sollen naturverträgliche Routen für Wanderungen und Skitouren zur Verfügung gestellt werden, um einen gewissen Lenkungseffekt zu erzielen. Land Kärnten, Landwirtschaftskammer, Jägerschaft, Tourismusvertreter und alpine Vereine arbeiten gemeinsam an der Plattform, die noch im Juni verfügbar sein soll.

 

LK-Präsident Mößler ist überzeugt davon, dass die Kampagne auch auf den Almen zu mehr Rücksicht und Respekt beitragen kann: „Die meisten Menschen wissen, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie fremden Grund und Boden betreten. Ich habe aber kein Verständnis für jene Minderheit, der alles egal ist.“ In diesem Zusammenhang macht er auch auf die steigende Anzahl an Mountainbikern, insbesondere E-Bike-Fahrern, auf Almen aufmerksam und fordert auch die Bergwacht zu mehr Kontrollen auf. „Almwiesen und Weiden dürfen abseits ausgeschilderter Mountainbike-Strecken nicht befahren werden. Wer das nicht respektiert, ist falsch abgebogen. Ich appelliere an die zuständige Kärntner Bergwacht, gerade im heurigen Sommer an Hot-Spots auf Almen „Planquadrat-Aktionen“ durchzuführen und schwarze Schafe aufzuhalten“, erklärt Mößler.

 

Mehr Bewusstsein schaffen müsse man auch beim Thema Hunde auf der Alm, betont Josef Obweger. Denn Rinder nehmen Hunde naturgemäß als Bedrohung wahr, insbesondere für ihre Kälber. „Durch die zunehmende Mitnahme von Hunden auf die Almen sind sie daher einem ständigen Reiz ausgesetzt, der dann erfahrungsgemäß plötzlich eskalieren und zu schwerwiegenden Zwischenfällen führen kann. Als Kärntner Almwirtschaftsverein appellieren wir daher an alle Hundebesitzer/innen, Hunde – auch aus Selbstschutz – möglichst nicht bei Wanderungen durch Viehweiden mitzunehmen“, sagt Obweger. Nicht ordnungsgemäß entsorgter Hundekot kann zudem zu gesundheitlichen Problemen bei den Rindern führen.