Beeindruckend war die Anreise durch das Tal der stürzenden Wasser auf der Malta Hochalmstraße, durch geheimnisvolle, dunkle Tunnels mit nackten Felswänden bis zur Kölnbreinsperre, wo die Wanderung um den tiefgrün oder türkisblau schimmernden Stausee begann. Seltene Blumen wie Türkenbundlilie, Orchideen oder das gefleckte Knabenkraut säumten den Weg, ein Steinadler machte dem Nationalpark Hohe Tauern alle Ehre. Nach über einer Stunde Wanderung auf der Kleinelend-Hütte auf der Elendalm, der mit 4000 ha größten Alm Kärntens, angekommen, nahmen viele Wanderer noch den halbstündigen Anstieg auf den First in Kauf, um der Almandacht mit Dechant Harald Truskaller und dem MGV Malta beizuwohnen und dann beim Abstieg leider einen zweiten (flüssigen) Segen von oben zu erhalten.
Heiß begehrt waren die Plätze im Trockenen unterm Holzdach des großen Unterstandes, den die Agrargemeinschaft Elendalm, die in mühevoller Arbeit eine Woche lang mit Traktoren und Kühlwägen Material und Lebensmittel auf die Alm gebracht hatte, vorbildlich präpariert hatte. Wäre das Wetter sommerlich gewesen, hätte es eine wunderbare Grillparty werden können. So aber traten manche bald nach der Eröffnung schon die Heimreise an, und die Reden fielen kürzer aus als sonst.
Als Neuerung mit „extrem hohem Aufwand“ führte Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, die erstmalige einzeltierbezogene Alm-/​Weidemeldung für Schafe und Ziegen an, um dann auf die Wölfe einzugehen, die seit Jahren die Almbewirtschaftung gefährden. Die Anzahl der Nutztierrisse sei zwar 2023 nicht zuletzt durch Abschüsse über die Kärntner Wolfsverordnung gegenüber dem Vergleichszeitraum des letzten Jahres etwas zurückgegangen, „aber jedes gerissene Nutztier ist eines zuviel“. Nur durch eine Bejagung könne die natürliche Scheu von Wölfen beeinflusst werden. Auch auf die Umstellung auf die teilautomatische Almweideflächenermittlung in der neuen GAP-Periode nahm Obweger Bezug. Es gebe doch einige Verschiebungen – sowohl nach oben als auch nach unten. Wenn Referenzänderungsanträge am Luftbild nicht beurteilbar waren, sollen möglichst bald Fotos der betroffenen Almflächen an die AMA übermittelt werden, empfahl Obweger.

Almwirtschaft im Nationalpark

Die Agrargemeinschaft habe 13 Mitglieder und treibe 77 Mutterkühe auf die Kleinelendalm und 76 auf die Großelendalm und insgesamt 1000 Schafe und Ziegen auf, erklärte Obmann Friedl Feistritzer in Kurzversion und bedankte sich beim Halterpaar Willi und Steffi Steiner. Der Auftrieb erfolge bis zum Parkplatz Kölnbreinsperre mit dem Traktor, dann werde zu Fuß getrieben. Wolf habe man in der Gegend noch keinen gesehen, wohl weil er im offenen Gelände kein Versteck finde, meinte Feistritzer.
Das gesamte Maltatal sei schon 1943 zum Naturschutzgebiet erklärt worden, schilderte der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Malta, Hans Peter Schaar, und empfahl die sechs- bis achtstündige Wanderung „rund ums Elend“, die sehr schön sei. Dieses Gebiet für kommende Generationen zu erhalten, sei eine wichtige Aufgabe, meinte Schaar, der auch an die 24 Arbeiter erinnerte, die beim Bau der Kölnbreinsperre ihr Leben verloren hatten. Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber und LHStv. Agrarreferent Martin Gruber betonten in ihren Grußworten unisono, dass der Wolf in der Kulturlandschaft keinen Platz habe, während Bürgermeister Klaus Rüscher den Wert der Kulturlandschaft hervorhob und meinte, dass man die Herausforderungen, vor der die Almwirtschaft stehe, nur gemeinsam und durch „Zusammenhalten“ meistern könne.
Das Spannungsfeld Nationalpark und Almwirtschaft streifte Nationalparkdirektorin Barbara Pucker, die im Gespräch mit Josef Aberger, dem Obmann der Schutzgemeinschaft Hohe Tauern/​Nockberge, betonte, dass sie die Natur schützen, den Menschen ein Naturerlebnis ermöglichen und gleichzeitig die Almwirtschaft stärken wolle. „Das ist ein täglicher Eiertanz“. Nutztierhaltung und Nationalpark seien für sie vereinbar. „Die Almwirtschaft war vor dem Nationalpark da.“ Sie sei überzeugt, mit der Schutzgemeinschaft einen gemeinsamen Weg zu finden. „Gemeinsam werden wir die Almen weiter bewirtschaften“, bekräftigte Aberger. „Gemeinsam werden wir die besten Lösungen finden.“