Eine praxistauglichere Lösung für die Meldung von Schafen und Ziegen forderte Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, bei der Vollversammlung. Der bürokratische Aufwand sei in der vergangenen Saison ein „Riesenthema“ gewesen, es besteht aber die berechtigte Hoffnung, dass es bis zur kommenden Weidesaison Vereinfachungen geben wird.

Obweger hob in seiner Bilanz die erfolgreich abgewickelte Österreichische Almwirtschaftstagung in Millstatt hervor, bei der es gelungen sei, dem hohen EU-Beamten Humberto Delgado Rosa von der Generaldirektion Umwelt zu zeigen, dass auf bewirtschafteten Almen im Berggebiet der Wolf keinen Platz habe und ihm eine von 122 Organisationen unterschriebene Protestnote zu überreichen. Ein Lichtblick sei neben der Verlängerung der Kärntner Wolfsverordnung auch der Besuch von Almwirtschaftsvertretern aus Österreich, Bayern und Südtirol beim EU-Umweltkommissar gewesen. Diese beiden Termine haben möglicherweise zur Empfehlung der EU im Herbst, den Schutzstatus des Wolfes zu lockern, beigetragen. „Für das Thema Wolf braucht die Landwirtschaft Verbündete“, betonte Obweger.

„Die Wolfsnachweise verstärken sich und steigen exponentiell“, berichtete Kärntens Wolfsbeauftragter Roman Kirnbauer. 2019 sei ein Wolf nachgewiesen worden, 2023 habe man 30 gezählt. Hätten die Risse 2022 mit 398 ein Maximum erreicht, so seien sie 2023 auf 133 gesunken. In ganz Europa habe man trotz weit verbreitetem Herdenschutz 65.000 Risse gezählt, in Frankreich seien über 90 Prozent der Maßnahmen wirkungslos, führte Josef Brunner, Geschäftsführer des Almwirtschaftsvereins, an. In Spanien und im Apennin fresse der Wolf zu 40 Prozent Pferde. 3000 Meldungen über aggressives Verhalten des Wolfes gegenüber Menschen habe es in den Westalpen gegeben, in Italien seien Menschen gebissen worden. „Die EU muss handeln und den Schutzstatus aufheben“, betonte auch die Naturschutzlandesrätin Sara Schaar, die Agrarreferent Martin Gruber für die Wolfsverordnung dankte. Gruber forderte die Möglichkeit der sofortigen Entnahme ohne Vergrämung.

Abseits des Themas Wolf wurde das Erfolgsprojekt Langzeitarbeitslose auf Almen, das 2023 zum zehnten Mal stattfand, hervorgehoben. Auf 35 Almen wurden 5000 Arbeitsstunden geleistet. Positives berichtete auch Josef Aberger von der Schutzgemeinschaft Hohe Tauern und Nockberge. Zwischen Grundbesitzern und der Naturschutzreferentin Sara Schaar habe sich „viel Vertrauen“ und gegenseitige Wertschätzung aufgebaut, es gebe eine Expertengruppe für Zukunftsprojekte. Die Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung funktioniere „sehr gut“, in den Nationalpark-Plan sei ein eigenes Handlungsfeld „Grundbesitz“ eingebunden, in Schutzgebieten suche man einvernehmlich nach Maßnahmen.

65 Almwegeprojekte seien 2023 abgewickelt worden, 30 Wege fertiggestellt und 120.000 Euro in die Wiederherstellung nach Katastrophen geflossen, schilderte Karlheinz Scheriau, Bauleiter Almwegebau. Heuer sollen mit einem Investitionsvolumen von 1,1 Mio Euro 30 Wege weitergebaut und 30 bis 40 neu begonnen werden. Förderanträge könnten nur vollständig inklusive neuem Formular und aller Unterlagen entgegengenommen werden, sagte Scheriau. Obweger erwähnte in seiner Bilanz auch die teilautomatisierte Futterflächenfeststellung, die zu mehr Futterfläche, aber auch Verschiebungen geführt habe. „Almfutterfläche hat nun weniger Einfluss auf Förderungen wie bisher“. Dass Biodiversitätsflächen als Futterflächen anerkannt werden, sei ein Erfolg.

Für seine Verdienste in der Agrarbehörde Kärnten gewürdigt wurde Walter Merlin, bekannt für seine „unkonventionelle Herangehensweise“ an heikle Themen und „verhaltenskreative Menschen“, seinen Einsatz für Gailtaler Almen mit Weideflächen in Italien und die Seminarreihe „Ein Funktionär hat`s schwer“ für Agrar- und Bringungsgemeinschaften.

Elke Ferschey